Vergleich von Akkuschrauber und (Schlag‐) Bohrschrauber

Hinter dem unscheinbaren Begriff Akkuschrauber werden oft verschiedene Geräte vorschnell zusammengefasst: Aber ist es jetzt ein Akkuschrauber, ein Bohrschrauber oder doch ein Schlagbohrschrauber? Was ist was? Was sind ihre Einsatzgebiete? Und welchen brauchst du?
Hier bekommst du eine Übersicht über die verschiedenen Geräte. Außerdem beantworten wir noch folgende Fragen: Was ist ein Drehmoment? Wie funktioniert eine Drehmomentbegrenzung? Und welcher Akku ist der richtige für Akkuschrauber und Co.?

Akkuschrauber, Bohrschrauber oder Schlagbohrschrauber? Was ist was?

Der Akkuschrauber

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich beim „echten“ Akkuschrauber rein um ein Gerät zum Schrauben. Im Regelfall besitzen Akkuschrauber daher auch kein Bohrfutter und nur einen Gang. Dies ist auch völlig ausreichend, da ein reiner Akkuschrauber meist nur bei kleineren Anwendungen zum Einsatz kommt, z. B. bei der Montage von (SB‐)Möbeln, wo er den klassischen Schraubendreher ersetzt. Für diese Zwecke ist der Akkuschrauber ideal: er ist klein, leicht, handlich und kann somit auch in dem beengten Raum einer zu montierenden Schublade genutzt werden.

Der Bohrschrauber bzw. Akku-Bohrschrauber

Auch hier gibt der Name Aufschluss über die Funktionen: der (Akku‐)Bohrschrauber vereint Bohren und Schrauben in einem Gerät und ist damit das wohl meist genutzte Werkzeug eines Heimwerkers. Trotzdem wird er im Alltag trotzdem unter dem Begriff „Akkuschrauber“ verwendet. Im Gegensatz zum reinen Akkuschrauber verfügt der Akku‐Bohrschrauber jedoch über ein Bohrfutter und zwei Gänge zur Unterscheidung von Bohren und Schrauben. Welchen Gang man wofür verwendet und warum wird weiter unten nochmal ausführlich erklärt.

Neben dem Akkuschrauber kann ein solches Gerät in vielen Fällen auch die klassische Bohrmaschine (ohne Schlag!) ersetzen. Die Bohrmaschine ist ein kabelgebundenes Gerät, das für Bohren in verschiedenste Materialien ausgelegt ist. Ein Bohrschrauber ist dank dem Akkubetrieb flexibler und leichter im Einsatz, verfügt aber oft über etwas weniger Kraft. Hier ist es hilfreich die Watt‐Angaben der Geräte zu vergleichen. Für den normalen Hausgebrauch, also zum Beispiel zum Bohren in Holz und Metall, ist der Akku‐Bohrschrauber, aber meist völlig ausreichend. Für härtere Materialien, z. B. um eine Lampe an der Stahlbetondecke zu montieren, muss dann jedoch trotzdem zum Schlagbohrschrauber oder gleich zum Bohrhammer gegriffen werden.

Der Akku-Schlagbohrschrauber

Der Akku‐Schlagbohrschrauber ist der Allrounder in der Werkstatt: Zusätzlich zu den beiden Funktionen Schrauben und Bohren, des Akku‐Bohrschraubers, verfügt der Schlagbohrschrauber über eine zuschaltbare Schlagfunktion beim Bohren. Hier wird der Bohrer zusätzlich zur Bohrbewegung mit einem mechanischen Schlagwerk in eine Vibrationsbewegung versetzt. Dadurch eignet er sich mit dem richtigen Zubehör auch für Bohrarbeiten in Beton und Mauerwerk. Wenn die Schlagfunktion deaktiviert ist, kann er wie ein normaler Bohrschrauber verwendet werden. Da sich das Gewicht bzw. das Handling des Schlagbohrschraubers auch nicht groß vom einfachen Bohrschrauber unterscheidet, ziehen ihn viele Heimwerker der eher unhandlichen Schlagbohrmaschine vor.

Die Schlagfunktion in einem Akku‐Schlagbohrschrauber ist axial ausgerichtet. Sprich die Kraft ist nach vorne gerichtet, um mit einem entsprechenden Bohrer in härtere Materialien eindringen zu können. Um also z. B. eine Mutter anzuziehen ist eine Schlagfunktion mit radialer Richtung (Kraftwirkung entlang des Radius) notwendig, wie es z. B. ein Akku‐Schlagschrauber hat.

Wer hauptsächlich in Stein und Beton bohren will und eventuell auch Meißel Arbeiten erledigen möchte, sollte aber dann doch zum Bohrhammer greifen. Dem Unterschied zwischen Bohrhammer und Schlagbohrschrauber bzw. Schlagbohrmaschine haben wir nochmal einen eigenen Beitrag gewidmet.

Was ist ein Drehmoment? Wie funktioniert eine Drehmomentbegrenzung?

Das Drehmoment

Das Drehmoment ist ein physikalisches Maß, das die Drehwirkung einer Kraft auf einen Körper beschreibt. Je mehr Drehmoment auf einen Körper (in unserem Fall z. B. eine Schraube) wirkt, desto höher ist dieser Körper also geneigt, sich zu drehen. Die Einheit für das Drehmoment ist Newtonmeter (Nm). Akkuschrauber (hier schließe ich bei den folgenden Erklärungen auch Bohrschrauber und Schlagbohrschrauber mit ein) mit einem höheren Drehmoment haben dementsprechend auch mehr Kraft.

Die Drehmomentbegrenzung

Manchmal muss die Power jedoch auch begrenzt werden: Die Drehmomentbegrenzung oder ‐abschaltung ist eine praktische Funktion moderner Akkuschrauber, die die Kraft des Geräts bei filigranen Schraubarbeiten in weiche Materialien limitiert. Beim Schrauben in Holz beispielsweise kann es schnell passieren, dass eine Schraube zu tief eingedreht wird. Im schlimmsten Fall kann der Schraubkopf das Holz dabei sogar entzwei spalten. Mit einer Drehmomentbegrenzung greift die Rutschkupplung ein und verhindert, dass mehr Kraft auf die Schraube ausgeübt wird, sobald der voreingestellte Drehmomentwert überschritten wird. Wenn ich eine Schraube bündig mit dem Holz versenken möchte, taste ich mich mit wenig Drehmoment heran und erhöhe diesen dann, bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist. Hierzu einfach den Drehkranz ganz runter drehen und dann Stück für Stück höher drehen, bis man da ist wo man hinwill. Zum Bohren ist dies nicht nötig. Hier drehe ich auf die Bohrfunktion (der abgebildete Bohrer am Drehkranz).  Trotzdem muss man auch beim Bohren Vorsicht walten lassen: hier muss jedoch die Drehzahl an das Material angepasst werden. Mit dem Schalter kann die Drehzahl dosiert werden. Neben dem Material spielt hierbei vor allem der Bohrerdurchmesser eine entscheidende Rolle. Als Daumenregel gilt: je höher der Durchmesser, desto geringer die Drehzahl.

Welchen Gang für welche Anwendung?

Meist besitzen die gängigen Akkuschrauber zwei Gänge. Einen langsameren (1) und einen schnelleren (2) Gang. Während der schnellere Gang einen schnellen Arbeitsfortschritt ermöglicht, liefert der langsamere 1. Gang mehr Kraft. Größere Schrauben bzw. Schrauben mit höherem Durchmesser werden für den zweiten Gang schon zur Herausforderung. Im 1. Gang schraubt der Schrauber mit einer geringeren Drehzahl und kann damit ein höheres Drehmoment, also mehr Kraft, auf die Schraube ausüben. Zum Vergleich: Beim Auto schaltet man zum Anfahren schließlich auch in den 1. Gang. Zudem hat man bei niedrigerer Drehzahl mehr Kontrolle über das Material, welches man benutzt, und kann so ein Verdrehen oder Abnutzen des Schraubenkopfes vermeiden. Den zweiten Gang nutzt man vorwiegend zum Bohren. Hier entsteht weniger Widerstand, d. h. es wird weniger Kraft benötigt und man kann somit auch mit höherer Drehzahl (schneller) arbeiten.

Schlagbohrschrauber verfügen noch über eine 3. Funktion: Das Schlagbohren wird beim Bohren in Stein oder Beton aktiviert.

Bohrfutterwechsel ohne Spindelarretierung

Zu Beginn sollte unbedingt der Akku entfernt werden. Danach kann sogleich, dass Bohrfutter der Maschine gelockert werden. Hierbei muss darauf geachtet werden, ob das Bohrfutter mit einer Sicherheitsschraube an der Maschine befestigt ist. Dabei gibt es zwei verschiedene Schrauben‐Typen, die Kreuzschlitzschraube und die Schlitzschraube. Daher ist es wichtig zuerst verschiedene Schraubenzieher‐Größen auszuprobieren, um die Abnutzung der Schraube zu vermeiden. Wenn keine Schraube vorhanden ist, kann das Bohrfutter durch einfaches Drehen nach rechts, herausgenommen werden.

Nachdem die Schraube erfolgreich entfernt wurde, nimmt man sich einen Sechskant‐Schlüssel zur Hilfe (größtmögliche Größe nehmen). Dann den Sechskantschlüssel in das Bohrfutter einspannen und das Bohrfutter im Uhrzeigersinn festziehen. Wenn dies geschafft ist, kann man das Bohrfutter mit kurzen, kräftigen Schlägen auf den Schlüssel lösen. Bitte beachtet hier, dass dies gegen den Uhrzeigersinn geschehen muss. Jetzt kann man das alte Bohrfutter leicht gegen den Uhrzeigersinn abdrehen und durch ein neues austauschen.

Dieses wird im Uhrzeigersinn auf die Spindel gedreht. Hier solltet ihr bitte beachten, dass die Maschine zwar jedes Bohrfutter aufnimmt, jedoch die Kraft manchmal für die jeweiligen (dicken) Schrauber nicht ausreicht. Der letzte Schritt ist, den Sechskantschlüssel wie vorher in das Futter einzuspannen und das Bohrfutter fest auf die Spindel zu drehen. Nun nur noch die originale Sicherungsschraube mit einem Schraubenzieher gegen den Uhrzeigersinn fixieren. Wenn man weniger Zeit‐ oder Kraftaufwand beim Demontieren des Bohrfutters möchte, sollte man sich einen Akku‐Schlagbohrschrauber mit Spindelarretierung zulegen, da man dessen Bohrfutter durch wenige Handbewegungen entfernen kann.

Was bedeutet Brushed oder Brushless?

Bei Geräten mit konventionellen Elektromotoren mit verbauten Kohlebürsten unterliegen diese einem normalen Verschleiß und müssen nach gegebener Zeit gewechselt werden. Im Gegensatz dazu haben Akkugeräte mit bürstenlosen Motoren lediglich minimale Reibungsverluste (Lager) und erzeugen so keine unfreiwilligen Pausen durch überhitzte Motoren. Des Weiteren ist keine Wartung der Kohlebürsten vonnöten, was die Lebensdauer der Werkzeuge erhöht. Hinzu kommen eine Steigerung der Leistungsstärke und eine energiesparende Arbeitsweise (hoher Wirkungsgrad), die in verlängerter Betriebsdauer mit einer Akkuladung resultiert.

Welchen Akku nutzen?

Bei Akku‐Plattformen, wie z. B. der Power X‐Change Plattform, passen alle Akkus auf alle Geräte. Es gibt jedoch Akkus mit unterschiedlicher Power und Laufzeit, die je nach Anwendungsgebiet ihre Vor‐ und Nachteile haben. Die Wahl des geeigneten Akkus richtet sich also, ebenso wie bei der Gerätewahl, nach dem geplanten Vorhaben:

Für kleinere Arbeiten, wie sie meist mit einem Akkuschrauber anfallen, reichen die „kleinen“ Akkus zwischen 1,5 Ah und 2,6 Ah völlig aus. Sie sind durch ihre leichtere Bauweise angenehmer im Handling, haben eine sehr kurze Ladezeit und sind in der Anschaffung meist deutlich günstiger. Auch für die meisten Arbeiten mit dem Bohrschrauber sind diese einreihigen (schmalen) Akkus ideal.

Wenn es mal länger dauert: Für die ausdauernde oder leistungsintensivere Arbeit sind hingegen die „größeren“ Akkus, bei Power X‐Change die Akkus zwischen 3,0 Ah und 5,2 Ah, gut geeignet. Diese haben nicht nur eine längere Laufzeit (Ah),  sondern auch mehr Power (Watt).  Durch das höhere Gewicht kann einem hier jedoch vor allem auch bei Überkopfarbeiten schnell der Arm schwer werden.

Zitat:
Ich für meinen Teil haben den 3,0 Ah starken Akku als meinen Favoriten auserkoren, da die Ladezeit überschaubar ist und die Leistung, sowie die Haltbarkeit im Betrieb top ist.

Auch bei anderen Akku‐Geräte sollte der Akku ans Gerät angepasst werden: Bei der Handkreissäge beispielsweise habe ich mich für den 5,2 Ah Akku entschieden, da ich hier viel Kraft brauche und das Gewicht außenvorgelassen werden kann. Beim Winkelschleifer und bei der Stichsäge verwende ich den 3,0 Ah Akku sowie den 5,2 Ah Akku.

Auf einem Blick: Akkuschrauber, Bohrschrauber und Schlagbohrschrauber im Vergleich

  Akkuschrauber Bohrschrauber Schlagbohrschrauber
Vorteile mobil, ohne Kabel gutes Handling durch leichte, kompakte Bauweise Bohren in Stein/Beton mit Schlag
  sehr geringes Eigengewicht breiter Drehzahlbereich Bohren in Metall und Holz ohne Schlag
  kompakte Bauweise, günstig Schraub- und Bohrarbeiten drilling in metal and wood without impact
       
Nachteile begrenzte Anwendungsmöglichkeiten keine Schlagfunktion teils etwas höheres Gewicht
  keine Bohrfunktion kein Bohren in Mauerwerk/Beton  
  nur für kleine Schraubarbeiten    

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Picture of the author Stefan Ossenbrueggen.
Verfasst von Stefan Ossenbrüggen
Veröffentlicht am 06.11.2019